Zweite Chance für alte Klamotten

  • Wuppertal

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Kulturrucksack Wuppertal

Eine Reportage der Kulturrucksack-Journalisten aus Wuppertal über den „Klamotten pimpen"-Kurs.

Viele Jugendliche sind sich über die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in asiatischen Textilfabriken nicht bewusst und interessieren sich nur dafür, möglichst günstige und im Trend liegende Klamotten zu tragen. Doch das geht auch anders, denn man kann alte Klamotten „pimpen“. Auf YouTube erreichen Videos, die erklären wie man Klamotten aufpeppt, fast 300.000 Klicks. Es ist mit etwas Geschick also ganz einfach, eigene Kleidung zu verschönern und ihr einen neuen Look zu geben. Alles, was man braucht, sind alte getragene Sachen wie Hosen, T-Shirts oder Schuhe. Klamotten pimpen ist also im Trend, weil es nachhaltig ist und wenig kostet.

Beim Kulturrucksack-Kurs „Klamotten pimpen" im Wuppertaler Stadtteil Vohwinkel sind alle Tische im Raum, an denen Kleidung verschönert wird, kaum zu erkennen. Überall liegen Pailletten, Textilfarbe, Kleber, Stoffreste und vieles mehr herum. Es herrscht eine konzentrierte Stimmung, die Kinder und Jugendlichen basteln und schneidern an ihren mitgebrachten Anziehsachen.
Kursleiterin Alina Vogelsang Wiethaupt erklärt: „Man kann alle Klamotten pimpen, auch Hosen sind machbar. Einfarbige Sachen sind am einfachsten. Bei einem bunten Glitzer-T-Shirt noch etwas zu verändern, was auffällt, ist halt schwierig, aber bei einfachen, schlichten Sachen kann man schon mit ein bisschen Farbe viel bewirken. Hier beim Kulturrucksack gibt es eine direkte Betreuung und man kann selbst tatkräftig werden. Wer dagegen ein YouTube Video anguckt, macht vielleicht erstmal nix und vergisst es schnell wieder."

Die beiden Kursleiterinnen geben den jungen Schneidern Tipps und greifen unter die Arme, wenn es nötig ist. Doch Hilfe wurde gar nicht so oft gebraucht, denn die Jugendlichen kamen sehr gut alleine zurecht oder hatten sich gegenseitig geholfen. Eine der Teilnehmerinnen war zum Beispiel die 11- jährige Ronja: „Ich bin hierher gekommen, weil ich vor kurzem entdeckt habe, dass Nähen mir Spaß macht und dass ich sehr viele zu kleine Sachen in meinem Kleiderschrank habe, die ich hier aufpimpen kann."

Alle Aktivitäten wurden vorher ausführlich erklärt. So gab es einen sicheren Umgang mit Farben und der Nähmaschine. Denn manche Teilnehmer wussten bislang noch gar nicht, dass ihnen Nähen Spaß macht, wie der 13-jährige Jan-Luca, der sehr motiviert von seinen ersten Erfahrungen berichtet: „Ich wollte mal ausprobieren, wie Klamotten pimpen so ist. Außerdem habe ich gerade das erste Mal an einer Nähmaschine gearbeitet und fand das eigentlich sehr leicht."
Auch die anderen Jugendlichen sammelten sehr viele Erfahrungen. Am Ende des Tages hatte jeder Teilnehmer sein eigenes kleines textiles Kunstwerk, das er mit nach Hause nehmen durfte. Ronja hatte ihr T-Shirt mit bunten Farben angemalt und Jan- Luca sogar eine schwarze Krawatte auf sein weißes T-Shirt genäht.

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